Biographie

Max Lüscher 

Max Lüscher (1923–2017) war ein Schweizer Psychologe und Philosoph. Bekannt wurde er als Entwickler eines speziellen klinischen Farbtests, dessen Frühform er 1947 auf dem ersten Weltkongress für Psychologie in Lausanne vorstellte. 1949 wurde er mit der Arbeit über „Die Farbe als psychologisches Untersuchungsmittel“ an der Universität Basel promoviert. 

Eine erste überregional arbeitende, internationale Gemeinschaft von Medizinern und Psychiatern bildete sich unmittelbar nach dem Vortrag auf dem Weltkongress in Lausanne. In Leipzig, Berlin, Konstanz, Basel, Zürich und Fribourg entstanden kleine akademische Zentren, die sich im Rahmen von Promotionen und Forschungsstudien mit seiner Psychodiagnostik auseinandersetzten. In den 1970er- und 80er-Jahren folgte Max Lüscher Einladungen zu Vorträgen und Seminaren an der Manhattan Psychiatric Clinic der Kansas State University, an der Yale University, an den Universitäten in Rom, Santiago de Chile, sowie Canberra, Melbourne. Die Wirkung dieser Vorlesungstätigkeiten hält noch bis heute an. Zahlreiche kleinere Arbeiten auf unterschiedlichen Gebieten berichten von Versuchen, die Lüscher-Diagnostik zu widerlegen oder ihre Validität zu bestätigen. Gemeinsam ist diesen Arbeiten jedoch, dass sie sich lediglich mit der Kurzfassung des sogenannten „Kleinen Lüscher-Test“ befassen.

Max Lüscher selbst stellte in den 1970er-Jahren seine akademischen Bemühungen bezüglich der Psychodiagnostik weitgehend ein und wandte sich überwiegend dem Bereich der Werbepsychologie zu. Von 1978 bis 1990 unterrichtete er im neu gegründeten Fachbereich Industrial Design von Horst Meru (Kunstuniversität Linz) „Die Psychologie der Formen und der Farben“. Mit der Verlagerung seines psycho-diagnostischen Schwerpunktes auf die Anwendung von Farben und Formen in Gestaltung und Design konnte er sich nun auf die schwierige und umstrittene Grundfrage konzentrieren, die alle Bereiche seiner Tätigkeiten betrifft: Die Frage nach der objektiven Bedeutung der Farben und Formen. Nicht die Frage, ob sie eine objektive Bedeutung haben, interessierte ihn. Für Max Lüscher war die objektive Bedeutung im Rahmen der Psychodiagnostik geknüpft an die Frage nach den zugrunde liegenden Kategorien. Von diesen Kategorien her entwickelte er seine speziellen Farben und Formen. Seine wissenschaftlichen Forschungen nahmen nie ihren Ausgang bei den Farben und Formen selbst, sondern bei der Frage nach dem Zusammenhang von Erleben und Verhalten und der Möglichkeit ihrer Objektivierung. In diesem Kontext entdeckte er die evozierende Wirkung von Farben und Formen als adäquate Werkzeuge für Image- und Produktdesign. Seine Interessen und Forschungen in dieser Hinsicht verweisen auf ein breit gefächertes Arbeitsgebiet.

In den letzten Jahrzehnten knüpfte er wieder an die Anfänge seiner Forschungen an und beschäftigte sich intensiv mit der Psychosomatik. Sein Leitgedanke folgte hier dem hinlänglich bekannten Dilemma ärztlicher Praxis, den zunehmenden psychosomatischen Erkrankungen gerecht werden zu müssen bei gleichzeitig steigendem Zeitdruck und fehlender psychologischer Ausbildung. Der Vorteil der Lüscher-Diagnostik erweist sich hier in dem enormen Zeitgewinn, durch die non-verbale Psychodiagnostik. In der Praxis zeigt sich das diagnostische Verfahren aber nur dann als Zeitgewinn, wenn Ärzte und Therapeuten das Instrumentarium gut beherrschen und im Vorfeld Zeit in die Ausbildung investieren.